Gymnasium Isny, Rainstraße 27, 88316 Isny im Allgäu, +49 (0)7562 97565 - 0, +49 (0)7562 97565 - 29, poststelle(at)gym-isny.schule.bwl.de

Stellungnahme zur 4. Umfrage der Schülerzeitung #Schullektüren

Die Auswahl der Schullektüren ist tatsächlich nicht so frei, wie man denken könnte. [mehr lesen“]

Gerade in der Kursstufe gibt es einen sogenannten „Facherlass“, in dem die verpflichtenden Lektüren, die als Abiturgrundlage gelesen werden müssen, festgelegt sind, sodass man Lektüren wie „Corpus Delicti“ oder „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“, „Das Marmorbild“ oder „Der Trafikant“ behandeln muss. Ob man diese persönlich gut, weniger gut, angemessen, lehrreich oder interessant findet, ist völlig irrelevant. Natürlich liegt es dann in der Verantwortung der Lehrkraft, dass die Themen interessant aufbereitet werden, sodass die Lebenswelt der Schüler:innen sich irgendwie darin abbildet. Dazu gibt es jede Menge interessante und gute Materialien. Hier eine Auswahl zu treffen und das aufzubereiten ist der „Job“ der Lehrkraft und erfordert auch die Bereitschaft der Schüler:innen, sich darauf einzulassen.

Was die Auswahl in anderen Klassenstufen angeht, so gibt es hierzu eine sogenannte Lektüreliste, in der eine Vielzahl an Werken aufgenommen ist. Darin heißt es:

„Kriterien für die Aufnahme eines Werks in das Lektüreverzeichnis sind einerseits die literarische Qualität und andererseits die didaktische Eignung, hier insbesondere die Lesbarkeit, die Thematik und die Förderung der Lesemotivation. Allzu komplexe und umfangreiche Werke kommen ebenso wenig in Frage wie solche, die eine geringe Anschlussmöglichkeit an die Erfahrungswelt der Schülerinnen und Schüler bieten.

Mit dieser Lektüreliste sind zwei wesentliche Ziele verbunden: Zum einen sollen die Schülerinnen und Schüler im Lauf ihrer Schulzeit solide literarische Kenntnisse über wichtige Autorinnen und Autoren erwerben, zum anderen sollen sie sich kompetent mit „klassischer“ wie aktueller Literatur auseinander setzen können.“ (https://www.deutsch-gymnasium.de/abitur/Lektuereliste_Empfehlungsliste.pdf)

Diese Lektüreliste ist auch nach Themenfelder geordnet, in denen mögliche Werke aufgelistet sind, die sich zum Beispiel mit den Bereichen „Recht und Gerechtigkeit“, „Selbstbestimmung und Fremdbestimmung“, „Individuum und Gesellschaft“ etc. auseinandersetzen. Auf 23 Seiten gibt es hier Vorschläge dazu, was gelesen werden kann – jeweils eng an den Bildungsplan angelehnt und darauf abgestimmt.

Natürlich findet man nicht alle Lektüren gleich gut – aus welchen Gründen auch immer. Und natürlich ist es auch eine Herausforderung, die Motivation einer ganzen Klasse zu fördern. Das hängt dann auch an den persönlichen Vorlieben, da manch einer lieber Deutsch als Mathe macht – bei anderen ist es umgekehrt. Außerdem liegt es an der Umsetzung. Man kann „Faust“ todlangweilig gestalten, das ist keine Kunst. Die Kunst ist es eher, das Gegenteil zu erreichen – und euch jungen Leuten etwas mit auf euren Weg zu geben. Das kann man übrigens meines Erachtens mit jeder Lektüre, sofern man es schafft, den Bezug zur Lebenswelt der Schüler:innen herzustellen. Und das ist halt ziemlich viel Arbeit vor allem für die Lehrkräfte und das, was wir in unserer „Freizeit“ machen – nach Unterrichtsschluss, in den Ferien, am Wochenende 🙂 Literatur hat ganz viele Möglichkeiten, Dinge auszudrücken, die man sonst nicht formulieren kann. Und vor allem ermöglicht sie, dass man als Leser:in Erlebnisse und Erfahrungen über eine literarische Figur verstehen kann und diese nicht selbst nacherleben muss, Auswege finden kann, Gewissenskonflikte und Dilemma-Situationen nachvollziehen, andere Menschen, deren Kultur und Traditionen verstehen und sich auf diesem Wege weiterentwickeln kann. Es gibt also eine Vielzahl an Möglichkeiten, die man nutzen kann. Lassen wir uns drauf ein?! (Birgit Claus – Deutsch-Lehrerin)