Rezension: Maria Braig – Das heimliche Mädchen und der Dancing Boy
„Frauen sind zum Kinderkriegen da, Jungen für den Spaß“ – Dieser Satz spielt eine große Rolle in dem Roman „Das heimliche Mädchen und der Dancing Boy“. Es geht hier um ein afghanisches Mädchen, das mit Problemen zu kämpfen hat, die wir uns nie vorstellen könnten.
Das dreizehnjährige Mädchen Shirin lebt in Afghanisten mit ihrer Mutter Ayla und ihren zwei Schwestern, als ihr Vater tödlich verunglückt. Plötzlich muss Shirin für ihren Vater einspringen und für Unterhalt sorgen, indem sie sich in den Jungen Shahin verwandelt, also zur sogenannnten Bacha Posh wird. Sie muss auf dem Bazar als „Teejunge“ arbeiten, denn für Frauen ist es fast unmöglich zu arbeiten und alleine ohne männliche Begleitung aus dem Haus zu gehen. So lernt Shirin, die als Shahin unterwegs ist, neue Leute, Perspektiven und Ungerechtigkeiten kennen. Als Shirin beziehungsweise Shahin an ihrem ersten Arbeitstag von einen Mann nachhause eingeladen und dort unsittlich angefasst wird, sucht sie nach Antworten bei ihrer Mutter und bekommt daraufhin diesen Satz zu hören: „Frauen sind zum Kinderkriegen da, Jungen für den Spaß“. Shirin bleibt verwirrt zurück. Einige Zeit später lernt sie Faruk kennen. Ein Junge, der, wie sich später herausstellt, ein Bacha Bazi ist. Entführt als kleines Kind, wie ein Sklave weiterverkauft und benutzt zur sexuellen Befriedigung erwachsener Männer. Faruk und Shirin werden Freunde und treffen sich täglich. Als Shirins Mutter einen neuen Ehemann findet, schickt sie Shirin weg in den Iran zu ihrem Onkel, damit sie nach Deutschland auswandern kann. Als Faruk erfährt, dass er weiterverkauft werden soll, berichtet er Shirin davon und sie beschließt, ihn mit in den Iran und anschließend nach Deutschland zu nehmen. Sie fliehen zusammen. Im Iran bei ihrem Onkel angekommen, nimmt Shirins Onkel Faruk auch mit nach Deutschland. In Deutschland dann, soll Shirin auf einmal ihre Freiheit aufgeben, ihren einzigen Freund Faruk verlassen, sich zurück in das Rollenbild einer afghanischen Frau begeben und sich dementsprechend benehmen. Shirin wehrt sich. Das Buch endet, indem Shirin und Faruk dem Onkel den Rücken zuwenden und weglaufen, denn Kinder, die allein sind, schieben sie nicht ab.
Maria Braig spricht in den Roman über wichtige Themen und erläutert sie. Sie spricht über die Diskriminierung der Frau in Afghanisten, aus der Perspektive eines Mädchens, das die Freiheit nur genießen kann, indem sie sich als Junge verkleidet, damit sie die Möglichkeit hat, Geld zu verdienen. Der Roman klärt über Diskriminierungen und Ungerechtigkeiten auf.
„Frauen sind zum Kinderkriegen da, Jungen für den Spaß“- Dieser Satz hat zentrale Bedeutung in dem Roman. In Afghanistan dürfen Frauen ohne Begleitung eines Mannes, egal welchen Alters, nicht aus dem Haus gehen. Sie dürfen Männern nicht in die Augen sehen und nicht laut sprechen. Herabwürdigungen werden im Buch dargestellt. Es kommen Themen auf, von denen ich persönlich und bestimmt auch viele Andere nichts gewusst haben. So zum Beispiel die Bacha Bazi. Das sind Jungen, die meist entführt und als Sklaven weiterverkauft werden zur sexuellen Befriedigung. Auf diese Versklavung wird aufmerksam gemacht. Dass Maria Braig darüber in ihrem Roman spricht, ist ein äußerst positiver Aspekt. Gut ist es auch, dass die Autorin, durch Shirins Mut sich zu wehren zeigt, dass man nicht aufhören sollte zu kämpfen. Damit kann sie Menschen, die ebenfalls mit Problemen zu kämpfen haben, den Mut geben nicht aufzugeben.
Das Buch ist auf einen sehr einfachen Sprachniveau gehalten und ist dadurch leicht und schnell verstehbar. Dies macht das Buch teils weniger ansprechemd, da es möglicherweise nicht der Altersgruppe, die das Buch liest, entspricht. Es wirkt unglaubwürdig und bringt einem fast zum schmunzeln, ebenso der Humor. Trotzdem verstehe ich, dass die Autorin versucht hat, Shirins Sprachniveau zu imitieren, obwohl die Geschichte nicht von Shirin selbst erzählt wird. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass man lange braucht, um das Buch zu lesen, weil die Handlung langwierig beschrieben ist. Es dauert lange, bis es zu einer wenigstens etwas spannenden Aktion kommt. Themen und offene Fragen werden lange behandelt, so dass jeder wirklich alles versteht. Doch leider manchmal zu ausführlich; Fragen, die schon geklärt wurden oder deren Antworten offensichtlich sind, werden immer wieder aufgegriffen, ohne inhaltlich Fortschritte. Auch dieser Faktor macht es etwas zäh zu lesen.
Meine Meinung über das Buch ist gespalten. Einerseits würde ich das Buch nicht nochmal lesen und auch nicht als eines der spannendsten Bücher bezeichnen. Aber es greift wichtige Themen auf. Themen wie Menschenrechtsverletzung und Themen, über die aufgeklärt werden sollte. Über Probleme, wie die Diskriminierung der Frau, oder die der Bacha Bazi-„Kultur“ muss gesprochen werden. Und dies kann Maria Braig durch das Schreiben dieser Bücher erreichen. Ich kann dieses Buch jedem, der sich über diese Probleme informieren will, empfehlen.