Gedanken einer Abiturientin
Vorabizeit ist die schönste Zeit – von wegen…
Mit den Schulschließungen versucht man die Gesundheit vieler Menschen zu sichern, wogegen man auch absolut nichts einwenden sollte! Aber Maßnahmen, die hier
helfen sollen, stellen für uns Abiturienten eine echte Herausforderung dar!
Eine der angeblich schönsten Zeiten habe ich mir tatsächlich anders vorgestellt. Statt eine schöne Zeit mit seinen Freunden zu verbringen und die Schulzeit noch einmal zu genießen bevor man den Schritt in die Berufswelt wagt, stehen wir alle vor oder schon in einer schwierigen Zeit, die zum Teil kriegsähnliche Zustände annimmt. Keine Freunde mehr sehen dürfen, kaum Geschäfte haben mehr geöffnet und auch die Freizeitangebote sind nur noch eingeschränkt bis gar nicht mehr zu verwirklichen – man schottet sich also eigentlich komplett von seiner Umwelt ab.
Fünf Wochen vor dem Abitur gerät gefühlt alles ins Schwanken, man wird immer unsicherer, weil selbst die Regierung nicht weiß, wie es weitergeht. Es scheint alles so unreal, man ist sich nicht bewusst, dass man in kurzer Zeit sein Abitur schreiben wird, da dieses Thema durch das Virus, das nun einmal im Zentrum der Medien steht, überschattet wird.
Sicher ging es vielen so – vom einen auf den anderen Tag wurde das Leben einmal auf den Kopf gestellt. Zu uns hieß es, wir sollten uns weiterhin mit einem großen Maß an Eigenverantwortung auf das Abitur vorbereiten. Doch wie genau stellt man sich das vor? Keine noch so gute Plattform kann wohl einen persönlichen Kontakt mit einer Lehrkraft ersetzen, also heißt es fünf Wochen so gut wie möglich arbeiten und auf die Bereitschaft der Lehrer zu zählen.
Mir fiel es zu Beginn sehr schwer, das alles erst mal zu realisieren. Vieles, was man sich von einer schönen Zeit vorgestellt hat, wird so nicht passieren. Es wird alles anders sein. Der Prozess alles zu begreifen, geht bei manchen schneller, bei manchen ist er kräfteraubender. Abfällige Kommentare von außen, man sei egoistisch, würde seinen Abschluss über die Gesundheit anderer stellen, bringen die Gedanken noch mehr in Bewegung und man hat das Gefühl, gar nicht mehr zu wissen, wo es überhaupt lang geht. Vieles wird in Frage gestellt; was, wenn es wirklich so ist? Was, wenn ich wirklich so egoistisch bin, dass ich es selbst nicht mehr merke?
Es ist nicht meine Intention, mein Abitur über die Gesundheit anderer Menschen zu stellen. Gesundheit geht in jedem Fall immer vor, doch trotzdem ist dieser Einschnitt ein kleiner Rückschlag, da man sein ganzes Leben auf etwas hingearbeitet hat, das jetzt sehr unsicher scheint. Trotzdem geht es weiter, ich werde genauso versuchen alles Mögliche aus diesen fünf Wochen Vorbereitung raus zu holen. Was fehlt, ist der Ausgleich zur Schule. Freunde treffen, raus gehen, Ablenkung suchen – inwiefern ist das in der jetzigen und der folgenden Zeit noch zu realisieren? Vielleicht ist es dieser eine Schritt sich Ankerpunkte für die nächste Zeit zu setzen, kleine Dinge zu suchen, auf die man sich freuen kann und die einen aus dieser ausweglos scheinenden Situation entführen können. Es sind kleine Hoffnungsschimmer, Lichtblicke am Ende des Tunnels, die dabei die nötige Kraft verleihen alles zu verarbeiten und helfen, nach vorne zu schauen.
Zum Teil fühlt man sich wirklich eingeschlossen mit seinem Schulzeug, hat vielleicht auch ein bisschen Angst vor der kommenden Zeit, ob das alles noch so klappt, wie man sich das vorgestellt hat, weil doch alles so unvorhersehbar scheint.
Doch was, wenn diese Zeit etwas verändern kann, die Menschheit mit all ihren Gewohnheiten; was, wenn die Menschen dadurch endlich verstehen, dass die kleinen Dinge viel größer sind als sie zu sein scheinen; was, wenn sich die Gesellschaft selbst bereinigt und was wenn diese Situation der Menschheit die Augen öffnet und der Egoismus und das Machtspiel der Menschheit in Zukunft keine so große Rolle in der Gesellschaft mehr einnimmt, sondern sich gegenseitig geholfen wird? Hat sich diese ganze Zeit dann nicht gelohnt?
Auch wenn es jetzt vielleicht noch nicht so scheint, rückblickend wird es sicher eine Zeit sein, aus der auch ich selbst viel mitnehmen werde. Das hoffe ich zumindest…