…eines Udo Lindenberg-Fans in den 80er-Jahren
Liebes Tagebuch.
Du wirst es nicht glauben, aber heute hat der coole Udo Lindenberg aus dem Westen sich gegen unsere DDR-Regierung aufgelehnt. Er brachte sein neustes Lied „Sonderzug nach Pankow“ raus, in dem er unseren „lieben“ Erich Honecker in frechen und lustigen Versen kritisiert. Er will nämlich so gerne mal ein Konzert für uns in Ost-Berlin geben, aber unsere „ach so tollen“ Funktionäre erlauben das natürlich nicht! Echt nett von Udo, dass er auch an uns denkt. Ich kann seinen Song jetzt schon auswendig und er ist ein echtes Vorbild für mich.
Ja, ich weiß, es ist verboten, in Ost-Berlin West-Radio zu hören, aber was soll ich denn machen? Die Regierung verbietet uns auch echt alles. Keine Auswanderung, kein West-Radio und jetzt auch noch kein Udo-Konzert! Was kommt als nächstes? Keine Freizeitbeschäftigungen mehr? Oder doch lieber Hausarrest?
Wenn nur alle Jugendlichen so mutig wären wie Udo Lindenberg und sich gegen die Regierung auflehnen würden, dann könnten wir es vielleicht schaffen, dass uns mehr erlaubt wird hier drüben.
Ich hätte Udo so gerne live gesehen! Aber nun muss ich weiterhin in meinem Zimmer heimlich West-Radio hören. Naja, es heißt ja, die Hoffnung stirbt zuletzt!
Wenigstens hab ich Dich, mein liebes Tagebuch. Dir kann ich alles erzählen. Du weißt ja, dass es hier im Osten verboten ist, die eigene Meinung laut zu äußern und ich will ja nicht noch mehr in Schwierigkeiten geraten. Also bin ich lieber still und erzähle es nur Dir.
Ich halte Dich weiter auf dem Laufenden!
Dein Maik