Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!
Endlich in der 12. Klasse angekommen, endlich kommt langsam das Abitur und ein Ende der Schulzeit ist auch in Sicht. Aus diesem Grund durften wir, der diesjährige Abiturjahrgang, im Oktober als Abschlussfahrt nach Berlin fahren. Durch Erzählungen über diese Fahrt von Schülern der letzten Jahre, waren unsere Erwartungen relativ hoch. Als wir das Programm für die Woche dann bekamen, sah es für uns allerdings sehr geschichts- und politikorientiert aus, was nicht unbedingt negativ sein soll, wodurch wir uns aber fragten, inwiefern wir eine andere Seite Berlins zu Gesicht bekommen würden.
Neben dem Pflichtprogramm, welches unter anderem einen Besuch im Bundestag, eine Führung durch das Kanzleramt und für einige auch ein Besuch im Bundesrat und der russischen Botschaft einschloss, hatten wir Schüler in unserer freien Zeit aber auch noch andere Möglichkeiten uns zu beschäftigen. Und wenn man schon mal in Berlin ist, sollte man die Vielfältigkeit dort nicht verpassen, dachten wir uns. So planten wir, teilweise schon im Voraus, teilweise aber auch spontan, ein vielfältiges und kontrastreiches Programm. Egal ob Musical oder Museum, wir waren jeden Abend überwältigt von der Bandbreite an Angeboten und den Erlebnissen, die wir über den Tag gesammelt hatten. Auch das Pflichtprogramm hat unsere Erwartungen in den meisten Fällen sogar noch übertroffen. Hier haben wir einige unserer Erlebnisse dargestellt, die man in Berlin nicht verpassen darf. (Salesia, 12b)
Kulturkaufhaus Dussmann
Circa 100 000 Bücher in elf verschiedenen Sprachen – das Kulturkaufhaus Dussman mitten in der Innenstadt Berlins ist das Paradies für jede Leseratte. Alle Genres sind vertreten, von Reiseliteratur über Fantasy und Science Fiction bis hin zu altehrwürdigen Klassikern, teilweise sogar auf Englisch, Französisch und vielen weiteren Sprachen. Und nicht nur das, auch jeder Film-Nerd, Musikliebhaber und Bastelfan ist hier gut aufgehoben. Denn neben Literatur erwarten einen auf den fünf Etagen Dokumentationen, Serien, Spielfilme sowie Tausende von Platten, Noten und ein reichhaltiges Papeterie-Angebot.
Besonders zu empfehlen für vollkommene Entspannung ist ein nächtlicher Besuch und Aufenthalt möglichst bis Ladenschluss um Mitternacht, denn viel Zeit kann hier auf jeden Fall verbracht werden.
Kulturkaufhaus Dussmann Friedrichstraße 90, 10117 Berlin; Öffnungszeiten: 9 – 24 Uhr
(Helen, 12c)
Der Besuch in der Stasi-Gedenkstätte Hohenschönhausen – für viele von uns wohl eines der bewegendsten und zugleich eindrucksvollsten Erlebnisse in Berlin
Wir haben schon viel im Unterricht darüber gelernt, aus eigenem Interesse darüber recherchiert und auch während unserer Abschlussfahrt war es ein großes Thema – die DDR, die Teilung Deutschlands in Ost und West sowie die Berliner Mauer. Warum müssen wir also nochmal an einen Ort gehen, an dem uns etwas über das System der DDR und dessen Grausamkeit erzählt wird? Warum, wussten wir nach unserer Begegnung mit einem der bekanntesten Zeitzeugen und DDR-Gegner Karl-Heinz Richter, der uns auf eine ganz andere eindrückliche Art und Weise an das Thema und an sein Schicksal herangeführt hat.
Mit einem Zeitzeugen hat man natürlich immer die Chance, von etwas zu erfahren, das für das grobe Verständnis nicht unbedingt relevant ist, aber nach dieser Erfahrung glaube ich, dass die Geschichte einer einzelnen Person oftmals einen erst dazu antreibt, das bereits Erfahrene wirklich begreifen zu können.
Karl-Heinz Richter erzählte von seiner Beihilfe zur Flucht von 17 Jugendlichen über den Moskau-Paris Express, einen Zug von Ost- nach West-Berlin. Sein eigener Fluchtversuch scheiterte, er rannte über 100 Meter voller Angst auf dem Todesstreifen, ohne erschossen zu werden, sprang darauf von einer Mauer und brach sich beide Beine. Aus Furcht vor der Stasi schleppte er sich heimwärts, drei weitere Kilometer, um eine Woche später von ihnen verhaftet zu werden. Weder medizinische Versorgung noch ein Schluck Wasser erwartete ihn im Gefängnis, im Gegenteil, ein Verhör von 21 Stunden bis zur Bewusstlosigkeit und weitere sechs Monate Haft. Während dieser Zeit hat er jedoch nie aufgegeben Widerstand gegen das DDR-System zu leisten, da er wusste, dass „das Böse nur regieren kann, solange die Aufstände schweigen“. Das hat ihm wohl sein Leben sowie das zahlreicher anderer Jugendlicher gerettet, denen er noch während seiner Zeit in Gefangenschaft zur Flucht verholfen hat.
Das ist nur ein Ausschnitt seiner ganzen Geschichte, die uns alle sichtlich mitgenommen und bewegt hat, uns insbesondere aber auch zum Denken anregen sollte, wie wir heute miteinander umgehen. Vor allem, so Richter, soll uns sein Schicksal zeigen, dass wir Jugendlichen, mit dem Wissen was wir haben, die Welt verändern können, wir müssen es nur wollen. „Die „Alten“, die an der Macht sind, kümmert eure Zukunft nicht, irgendwann treten sie ab, politisch sowie biologisch, ihr habt euer Leben noch vor euch. Wenn die „Alten“ schon nichts tun, dann setzt euch wenigstens ein und verändert was! Ich muss sagen, in gewisser Weise beneide ich euch, nicht weil ihr jung seid, das war ich auch mal, sondern, um eure Freiheit, dass ihr ohne Grenzen aufwachsen und euer Leben gestalten könnt. Setzt euch dafür ein eure Freiheit zu behalten und lasst sie euch nicht kaputt machen!“
(Maren, 12a)
„Vivid – Grand Show“- Eine Liebeserklärung an das Leben
Es war Mittwochabend und wir standen am Hauptbahnhof, wo wir Bekanntschaft mit einem jungen Niederländer gemacht hatten; wir kamen ins Gespräch und tauschten uns über unsere Pläne für die Nacht aus. Er war auf dem Weg in die Clubbing-Szene Berlins, wir wollten zum Friedrichstadt-Palast, um uns dort ein Musical anzusehen. Er gestand, den Namen „VIVID Grand Show“ noch nie gehört zu haben. Lachend gaben wir zu, dass es uns bis vor kurzem genauso ergangen war. Einen Tag zuvor hatten wir spontan die Karten von Klassenkameraden abgekauft – über die Handlung des Musicals gab es jedoch nur wenige Informationen. Wir begannen deshalb allmählich an unserem Abendprogramm, dessen Namen und Handlung scheinbar niemandem bekannt waren, zu zweifeln. Völlig grundlos, wie sich herausstellen sollte:
Noch am selben Abend stellten wir fest, dass es sehr wohl möglich zu sein schien, zweieinhalb Stunden lang vor Faszination die Luft anzuhalten. „Reizüberflutung im positiven Sinne“ beschreibt das Musical gut. Atemberaubende Auftritte, absurde und zugleich faszinierende Kostüme, wundervolle Musik und vor allem eine tiefgründigere Handlung, als wir erwartet hatten. „VIVID Grand Show“ ist vor allem eines: Eine Liebeserklärung an das Leben mit all seinen Facetten und Möglichkeiten.
„Wann hast Du das letzte Mal etwas zum ersten Mal gemacht?“ Solchen Fragen muss sich nicht nur die Protagonistin stellen, sondern auch das Publikum gerät darüber ins Grübeln. Ein Musical das nicht nur unterhält und fasziniert, sondern auch zum Nachdenken anregt – was wünscht man sich von seinem Abendprogramm mehr?
( Kim, 12b)
Festival of Lights
Du möchtest Berlin einmal in allen Farben erleuchtet sehen? Dann bist du beim Festival of Lights, das jedes Jahr im Oktober stattfindet, genau richtig. Besonders verblüffend daran ist, dass dort rund 150 Lichtinszenierungen nicht nur auf berühmte Wahrzeichen, wie beispielsweise den Fernsehturm, sondern auch auf Plätze und Bahnhöfe projiziert werden. Das Ziel der Lichtkunstwerke ist dabei, die rund 3 Millionen Betrachter durch meist politische Botschaften zum Nachdenken anzuregen.
Auch wir konnten am letzten Tag unserer Berlinfahrt das diesjährige Festival of Lights bewundern, das dort vom 11.-20. Oktober 2019 stattfand. Passend zum 30-jährigen Jubiläum des Mauerfalls im November 1989 lautete das Motto in diesem Jahr „Lights of Freedom“. Ein besonderes Highlight bildete dabei eine auf das Brandenburger Tor projizierte Animation der Geschichte des zweigeteilten Deutschlands, die damit endete, dass ein Trabi die Mauer durchbrach.
Meiner Meinung nach war die Atmosphäre, die bei diesem Festival herrschte, besonders beeindruckend. So trug dazu vor allem eine atemberaubende Kulisse bei, die an manchen Orten von Musik begleitet wurde.
(Christina, 12b)
Holocaust Mahnmal
Wenn man vom Regierungsviertel aus am Brandenburger Tor entlang Richtung Potsdamer Platz läuft, kann man das Holocaust Mahnmal nicht übersehen: Mehr als 2000 Beton Stelen stehen auf einem ca. 20 000 Quadratmeter großem Platz mitten in der Innenstadt und erinnern an die Ermordung der europäischen Juden im zweiten Weltkrieg.
Was sich zunächst vielleicht nach einem weiteren anstrengenden Geschichtsprogrammpunkt anhört und nach abstrakter Symbolik aussieht, ist ein Muss bei einem Aufenthalt in Berlin und eine beeindruckende Erfahrung, die eigentlich kaum in Worte zu fassen ist.
Dieses Denkmal ergreift seinen Besucher und entfaltet seine Wirkung erst langsam, während er immer weiter in den Tiefen zwischen den Stelen verloren geht. Zeit und Ruhe sind hierbei das A und O. Es bietet sich wirklich an, auch mal alleine durch die Gänge zu streifen, oder bei Nacht, wenn sich sonst niemand dort aufhält.
Wer sich genauer über den Holocaust informieren möchte, sollte sich auch noch Zeit für den „Ort der Information“ unterhalb des Stelenfeldes nehmen. Dort dokumentiert eine Ausstellung die Verfolgung und Vernichtung der europäischen Juden. Aber es geht auch ohne Theorie – einfach hineinlaufen und ausprobieren.
Cora-Berliner-Straße 1, 10117 Berlin; Öffnungszeiten Ort der Information: Di-So 10-19 Uhr, das Stelenfeld ist rund um die Uhr frei zugänglich
(Helen, 12c)
Futurium
In einer sich konstant verändernden Welt, in der die Digitalisierung und Technologie immer mehr an Wichtigkeit gewinnen, und unser Umweltbewusstsein noch nie so hoch war, fragt man sich unweigerlich, wie diese zwei Kontraste koexistieren können. Denn ist es nicht die Technologie selbst, die der Umwelt schadet?
Vielleicht ist das heute noch der Fall, aber so muss es nicht sein. Die Technologie zeigt uns, wie man aus Altem Neues entstehen lässt, wie man den Alltag als Inspiration für Komplexeres verwenden kann und inwiefern Kreativität bei diesem ganzen Prozess eine Rolle spielt.
All dies macht das Futurium aus.
Als Museum der Zukunft bringt uns das Futurium den technologischen Stand unserer Entwicklung näher. Origami in der Wissenschaft, Maschinen mit revolutionären Ideen in der Architektur und Pflanzen der Zukunft sind nur der Anfang. Wer mehr über Morgen wissen will, sollte das Futurium einmal besuchen.
(Vanshika, 12c)