Lesung von Hasnain Kazim
Es ist Donnerstag. Das Smartboard beleuchtet die Angabe des 03.04. Zweite Stunde, müde Blicke und größtenteils abwesende Geister. Doch siehe da, eine ganze Herde an Elftklässlern begibt sich plötzlich nach draußen und verlässt zügig das Schulgebäude. Geplante Massenflucht?
Nein, denn das angestrebte Ziel war dabei die Lesung von Hasnain Kazim im Kurhaus. Der deutsche Journalist und erfolgreiche Autor war unter anderem als Auslandskorrespondent für den „Spiegel“ tätig. Derzeit lebt er mit seiner Familie in Wien und widmet sich dem Schreiben. So findet sich unter seinem Namen ein breites Spektrum an Büchern, welche von der Satire bis hin zu Geschichten für Erstlesende reichen.
In seinem Spiegelbestseller „Deutschlandtour“ macht er sich auf die Suche nach der Antwort, was unser Land zusammenhält. Kazim wurde als Sohn indisch-pakistanischer Einwanderer in Oldenburg, Niedersachsen, geboren. Das Gebot, man habe sich der deutschen Leitkultur anzupassen, hat er zwar oft gehört, jedoch ließ ihn eine Frage nicht mehr los: Was genau soll diese Leitkultur sein?
Um ihr auf die Spur zu kommen, begab er sich auf eine Fahrradtour quer durch Deutschland. Als sein Kompass fugierten dabei die Flüsse Elbe, Ruhr, Rhein, Oder/Neiße, Neckar und Donau, wobei er gelegentlich abbog, um seinem Gefühl für Geschichten nachzugehen. Ausgestattet mit seinem Fahrrad, Block und Stift, kritischem Ohr und offenem Herzen startete er die ungefähr einjährige Reise in alle Ecken Deutschlands. Das Fahrrad, nicht zu schnell und nicht zu langsam, wie er es selber beschreibt, ermöglichte es ihm, Fremde mitten auf der Straße anzusprechen. Auf dem Weg begegneten ihm Menschen mit unterschiedlichen politischen Ansichten, Dialekten, Sorgen und Lebensgeschichten. Einige luden ihn auf Kaffee und Kuchen ein, während andere mit Missfallen reagierten. Durch über 1000 Gespräche ist er der deutschen Leitkultur nähergekommen. Die Sprache, Kulinarik, Tradition, Geschichte sowie weitere Bestandteile des kulturellen Daseins in ihrer breiten Vielfalt machen, seiner Erfahrung nach, Deutschland aus. Das Publikum erlebte Kazim als einen besonders authentischen Menschen. Während er auf der stark beleuchteten Bühne saß, erzählte er von den Schmerzen, verursacht durch das ungemütliche, dafür aber praktische Klappfahrrad, und lachte selber mit. Seine Begegnungen schilderte er stets mit Respekt gegenüber jenen, die einen Diskurs mit ihm eingegangen sind. Geistreich und freundlich sprach er am Ende sogar die Empfehlung aus, Saumagen, eine seiner Reiseerinnerungen, zu probieren, sowie unbedingt einen anderen Namen dafür zu erfinden.
Die rege Resonanz in den Sitzreihen zeugte von Staunen über ein solch mutiges Abenteuer. Bei der Nachfrage um Eindrücke der Stufe erhält man folgende Antworten:
Ich war positiv überrascht. Ich hatte es mir weniger interessant vorgestellt und fand es gut, wie und was er erzählt hat, und dass er mit uns interagiert hat.
Ich finde es gut, dass man am Ende der Lesung noch Fragen stellen konnte und der Autor sehr offen war, was Kritik und Diskussion angeht. Mir hat die authentische, humorvolle und sympathische Art des Autors am meisten gefallen, was die Lesung ziemlich interessant machte.
Ich fand die Autorenlesung sehr gut und informativ. Der Autor war sehr sympathisch und hat die Lesung auch sehr gut verständlich und mit Humor gestaltet. Also es hat sich auf jeden Fall gelohnt.
Ich fand die Lesung richtig toll. Der Autor war sympathisch und hat uns auch öfter zum Lachen gebracht. Ich habe immer gedacht, dass Lesungen langweilig sind, aber diese war es nicht. Die Zeit ging wie im Flug vorbei.
Die Lesung hat mich sehr gefesselt. Besonders die Toleranz, mit der er jedem Menschen, egal welche politischen Ansichten er hatte, entgegenkam und der Mut, den er auf seiner Reise stets bewahrt hat, haben mich sehr fasziniert.
Nach vielen Kaffees und Kuchen sowie Demos mit kuriosen Schildern ist er als Mensch um viele Eindrücke reicher geworden. Als Fazit will er jeden ermutigen, konstruktiven Streit in seinem Umfeld zu suchen.
