Interview mit Ehemaligen: Nele Kluge (Jg. 2024)
Das neue Kalenderjahr bedeutet vor allem Abschied nehmen – von guten sowie weniger guten Momenten der vergangenen 365 Tage. Für manche jedoch klingt mit den Weihnachtsglocken sogar offiziell ihre Schulzeit aus. Nele Kluge, ein ehemaliges Schülerzeitungsmitglied, hat dieses und damit bald letztes Jahr ihr Abitur gemacht und teilt im folgenden Interview ihre bisherige Retrospektive auf die Schulzeit. Sie offenbart uns, ähnlich wie bei einem Jahresrückblick, welche gesammelten Erfahrungen sie in schöne Erinnerungen und welche dagegen in Wissen für die Zukunft umgewandelt hat.
Wie blickst du insgesamt auf deine Schulzeit zurück?
Obwohl ich erst vor vier Monaten mein Abitur abgeschlossen habe, schätze ich mich ziemlich glücklich, auf eine so schöne Schulzeit zurückblicken zu können. Besonders die letzten drei Jahre meiner Zeit am Gymnasium waren die arbeitsintensivsten, gleichzeitig aber auch prägendsten und schönsten Jahre meiner Schulzeit. Neben dem ganz normalen Schulalltag voller Klassenarbeiten und nie endenden Stunden habe ich in dieser Zeit immer mehr Ideen in AGs gesteckt, was dem Alltäglichen etwas Besonders verliehen hat. Für mich hat sich jede Minute gelohnt, die ich mehr investiert habe, da umso schönere Erinnerungen außerhalb von Klassenräumen geblieben sind. Zwar hatte ich generell keine Probleme mit unserem Schulsystem, aber diese Erinnerungen haben meine Schulzeit letztendlich so schön gemacht.
Die Schule bietet ja unterschiedliche Möglichkeiten die Zukunft zu planen. Fiel es dir leicht, deine Entscheidung zu treffen oder hättest du dir mehr/andere Orientierungshilfen gewünscht?
Die Angebote der Berufs- und Studienorientierung waren für mich definitiv gute Richtungspfeiler. Die Infoveranstaltungen und Beratungsgespräche, von denen ich wahrscheinlich nur einen kleinen Teil besucht habe, haben auch so eine gute Wissensgrundlage gebildet, auf der ich dann intensiver aufbauen konnte. Dass die Schule eine grobe Struktur der vielen Möglichkeiten vorgibt, machte es rückblickend einfacher, mir die Dinge intensiver anzuschauen, die mich mehr interessierten. Mehr helfen oder begleiten kann und sollte die Schule aus meiner Sicht auch gar nicht, denn beim eigenen Recherchieren merkt man selbst sehr schnell, wo das Herz höher schlägt und wo nicht.
Falls dann noch Fragen offen waren, hatte Frau Kern selbstverständlich auch immer ein offenes Ohr 🙂
Und was machst du jetzt nach der Schule?
Nach dem zweiten Halbjahr der zwölften Stufe und der Abiturphase ging mein Verlangen, ein Klassenzimmer oder einen Hörsaal von innen zu sehen, stark gegen null, weswegen ich ein „Gap year“ eingelegt habe. Konkret bedeutet das, dass ich momentan ein zweimonatiges Praktikum in der OSK in Wangen mache, nächstes Jahr ein weiteres Praktikum absolviere und mich dann für einen Studiengang entscheide, der mir wirklich Spaß macht. Zwischendrin arbeite und reise ich ein wenig, sehe mehr von dem, was die Welt zu bieten hat und mache sehr viele, wertvolle Erfahrungen. Mit dieser Entscheidung bin ich sehr zufrieden und kann daher weiterempfehlen, nach der Schule nicht direkt seinen Bildungsweg weiterzugehen.
Würdest du im Nachhinein etwas anders machen, als du es zu deiner Schulzeit getan hast?
Länger frühstücken, weniger stressen lassen.
Gibt es etwas an der Schule, das du vermisst? Und bei was bist du froh, dass du es los bist?
Das Einzige, was ich wirklich vermisse, sind die Menschen. Ich durfte viele einzigartige Persönlichkeiten kennenlernen und habe sie während diesen Jahren natürlich auch sehr liebgewonnen. Was ich hingegen gar nicht vermisse, sind einerseits Sportstunden (insbesondere Fußball) und andererseits das abendliche Aufsatzschreiben für die Abiturvorbereitung.
Klassenarbeit verhauen, Hausaufgabe vergessen oder sich in der Präsentation versprochen –
alles nur halb so wild aus der Sicht der Ehemaligen?
Definitiv nur halb so wild. Aus meiner jetzigen Situation heraus, kann ich das aber auch ziemlich leicht sagen. Denn natürlich schaue ich auf Fehler und unangenehme Situationen mit einem Lächeln zurück, während mich andere Dinge in meinem momentanen Alltag aber genauso verrückt machen.Die eigentliche Kunst ist vielmehr, sich im Moment nicht zu sehr stressen zu lassen. Schließlich ist ungefähr alles nur halb so wild, oder?
Hast du einen Tipp, den du an jetzige SchülerInnen weitergeben möchtest?
Während der Corona-Zeit habe ich situationsbedingt viel eigenverantwortlich lernen müssen und habe dadurch schnell gelernt, welche Methoden für mich effektiv sind und welche nicht. Noten haben nämlich wenig mit Intelligenz zu tun, sondern viel mehr mit der richtigen Lerntechnik. Dabei ist es aber nicht die Aufgabe der Schule, den Lerntyp jedes/r Schülers/in herauszufinden oder zu bedienen. Ich weiß, dass das Ausprobieren zeitintensiv und nervig sein kann, aber es lohnt sich nachhaltig. Mein Tipp ist daher: lernen, wie man selbst am besten lernt. Und dann öfters zurücklehnen 😉
Wenn du mit 90 deine Augen schließt und dich an deine Schulzeit am Gymnasium Isny
zurückerinnerst, welches Bild hast du in deinen Erinnerungen fest verankert?
Um das zu beantworten, müsste ich entweder etwas mehr Abstand zu meiner Schulzeit haben oder die Zukunftprophezeien. Deswegen prophezeie ich mal. Denn wenn ich jetzt meine Augen schließe, denke ich an einen ganz bestimmten Moment meines Abiballs zurück. In diesem Moment hatte ich gerade die letzten Worte unserer Schülerrede in das Mikrofon vor mir gesprochen und in den dunklen Saal vor mir gesehen. Wegen der hellen Bühnenbeleuchtung waren nur einzelne Umrisse wirklich erkennbar. Dennoch hörte ich, dass applaudiert wird. Ich wusste, dass vor mir einige Menschen sitzen, die mir unglaublich viel bedeuten. Der Stress der letzten Monate fiel endlich ab. Und dann habe ich auch begriffen, dass meine Schulzeit am Gymnasium mit all ihren nervigen aber viel öfter schönen Momenten vorbei ist. In diesem Moment war ich sehr dankbar, stolz und vor allem glücklich. Viele Jahre hatte ich mir diesen Augenblick herbeigesehnt und ich glaube, ich werde mich in vielen Jahren auch noch gern daran erinnern.
Dankeschön Nele 🙂