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Es sind die kleinen Dinge …

(Jasmin Dammertz, Klasse 10)

Es ist Viertel nach sieben und ich schließe mein Fahrrad im strömenden Regen vor unserer Schule ab. Hundemüde, da ich gestern Nacht mal wieder zu lange gelernt und zu wenig geschlafen habe, mache ich mich mit klitschnasser Hose und feuchten Haaren mürrisch auf den Weg zu unserem Klassenzimmer. Hoffnungsvoll blicke ich auf den Vertretungsplan, kann aber nur mit den Augen rollen, als ich sehe, dass wieder so ziemlich jede Klasse Vertretung hat, außer wir. In der ersten Stunde haben wir Deutsch, ich habe meinen Aufsatz natürlich nicht zuhause fertig geschrieben, auch wenn wir ein Wochenende dafür Zeit hatten, und der Fakt, dass wir in der fünften Stunde eine Klassenarbeit schreiben, auf die ich schlauerweise erst gestern Abend angefangen habe zu lernen, macht den Start in den Tag nicht unbedingt besser. Während ich mich mühsam mit meinen nassen Klamotten und dem schweren Schulranzen auf dem Rücken die Treppen hoch kämpfe, versucht mein Gehirn, das laute Geschrei der spielenden Fünft- und Sechstklässler auszublenden. „Wie können die an einem Montagmorgen die Energie haben, Fangen zu spielen?”, frage ich mich etwas genervt und neidisch und muss mir auf die Lippe beißen, um nichts zu sagen, als ein Sechstklässler im Gefecht ihres Spiels fast in mich rein läuft.

Im Klassenzimmer angekommen, begrüßen mich die ebenso müde und etwas gequält drein schauenden Gesichter meiner Klassenkameraden, welche größtenteils in Grüppchen verteilt auf ihr Handy schauen oder versuchen, die nicht gemachten Hausaufgaben in 10 Minuten noch abzuschreiben. Ich schlendere, immernoch demotiviert, zu meinem Platz in der letzten Reihe. Meine Freunde begrüßen mich mit einem müden „Hallo”, welches ich mit einem leicht gequälten Lächeln erwidere und meinen Schulranzen neben mir auf den Boden fallen lasse, bevor ich anfange meine nasse Jacke auszuziehen.

Plötzlich bemerke ich die Packung Raffaello, welche auf meinem Platz liegt. Etwas verwirrt schaue ich zu meiner Freundin, die gerade dabei ist, ihr Hausaufgabenheft mit Blümchen zu verzieren und mich nur anlächelt. Sie war heute morgen vor der Schule noch im Rewe gewesen, und wir hatten erst vor ein paar Tagen über unsere Lieblingssüßigkeiten geredet.

Glücklich erwidere ich ihr Lächeln mit einem erfüllten „Danke“ und lasse mich zufrieden auf meinen Stuhl fallen. So einfach kann eine kleine Aufmerksamkeit einen Tag verbessern, denke ich lächelnd, während ich die Kokoscreme auf meiner Zunge zergehen lasse und für einen Moment alles andere vergesse.