“Jedes Abenteuer ist nur eine Entscheidung von dir entfernt.” (Lisz Hirn) [...]
Also wenn das kein Signal war, dann wusste ich auch nicht. Fest entschlossen, es zumindest zu versuchen, ging ich, wahrscheinlich zum hundertsten Mal, auf die Webseite und zum ersten Mal auf das Bewerbungsformular ...
Einen Monat später konnte ich mich über die Zusage für die 80. young Leaders Akademie in Paderborn freuen. Meine Wahl war auf diese Akademie gefallen, weil sie in den Herbstferien stattfand, und auf das Puzzeln mit verschiedenen Heftaufschrieben sowie den Arbeitsblättern hinterherzulaufen hatte ich ehrlicherweise keine Lust.
Am Mittwoch, dem 01.11. fing mein Abenteuer an. Nach 9 Stunden Fahrt mit Zügen, die entweder wegen plötzlichem Personalausfall oder auf der Strecke spielenden Kindern zu spät kamen oder gar gänzlich abgesagt wurden, ferner einer Wanderung in der mir unbekannten Stadt Paderborn, im Schlepptau nicht aktualisierte google Maps Anweisungen und drei betrunkene Männer, stand ich endlich vor der Jugendherberge, welche in den nächsten fünf Tagen mein Zuhause sein sollte. Mit der allumfassenden Dunkelheit der anbahnenden Nacht, aber auch aus dem Umstand ergeben, dass die erste Hälfte meines Tages nicht gerade prickelnd war, kam mir die Paderborner Jugendherberge wie ein Ort aus einem Horrorbuch vor. Glücklicherweise bestätigte sich meine Befürchtung nicht. Am Anfang wurde ich sehr freundlich von den Teamern begrüßt, die sich anschließend um die Formalien gekümmert haben. Währenddessen hatte ich die Möglichkeit, mich in einer Warteschlange mit anderen gerade angereisten Teilnehmern auszutauschen, wobei ich schon die ein oder andere Freundschaft schließen konnte. Nach dem Abendessen, samt einem Überblick über das Programm, fiel ich erschöpft, jedoch auch mit einer ordentlichen Portion Vorfreude ins Bett.
Mein Morgen war immer etwas hektisch. Aus Gewohnheit stellte ich den Wecker viel zu früh ein, worauf meine Zimmergenossen zum Teil mit einem verschmitzten Lächeln und teilweise mit einem frustrierten Jammern reagierten. Daraufhin quetschte ich mich in das Gemeinschaftsbad, mit dem Ziel, zumindest einen Teil des einzigen Waschbeckens auf unserem Stockwerk zu ergattern. Das Anziehen in dem viel zu kleinen Zimmer bescherte uns allen ein paar Lachanfälle, zumal das Drankommen an die Koffer und Taschen gar nicht so einfach war. Beim Herumwedeln der Arme sowie dem Anziehen von Hosen kann man allerdings sehr schnell sein Gegenüber treffen. Mit Kleidung und ein paar blauen Flecken ging es dann runter zum Frühstück.
Danach spazierten wir üblicherweise zum Heinz Nixdorf Museum, in welchem sich der Großteil des Veranstaltungsangebots ereignete. Im Plenum lernten wir somit vom Prof. Nicanor Austriaco, welcher für die young leaders Akademie extra aus den USA kam, über die menschliche Würde, die Freiheit, unsere Verantwortung in der Gesellschaft und schnitten einen Teil des großen Bereichs der Bioethik an. Außerdem hielt Dr. Guido Heinen einen Vortrag über Fake News und erklärte, wie Medien unsere Wahrnehmung prägen. Dazu kam noch die Präsentation von dem Diplom-Juristen Maximilian Nussbaum, welche hauptsächlich von der Diskrepanz zwischen dem Rechtsstaat und der Künstlichen Intelligenz handelte. Nicht zu vergessen sind die Statements von Experten zu Zukunftsthemen wie innovative Energiequellen, Hochtechnologie für Meteorologie als auch nachhaltiger Katastrophenschutz und vielem mehr. Verschiedene Workshops, geführt von Journalisten und Unternehmern, boten die Chance, selbst aktiv zu werden. Zwischendurch, sei es während des Mittagessens oder in den Kaffeepausen, führte man tiefgründige Diskussionen in kleinen Gruppen, tauschte seine Erfahrungen aus oder nutzte die Zeit kurzerhand, um mit den interaktiven Robotern des Museums zu spielen.
Im Anschluss auf die gut gefüllten und erkenntnisreichen Tage hatten wir freie Zeit zur Verfügung. Manche nutzen sie dazu, um die Bars der Stadt zu erkunden, andere wiederum spielten Werwolf in dem Kaminzimmer der Jugendherberge. Ich habe die meiste Zeit mit drei Mädchen in unserem Zimmer verbracht, wo wir uns, Lebkuchen und Saft inklusive, über die Matheaufgaben geärgert, Hausaufgaben erledigt und Gespräche geführt haben, die ich am liebsten in einem schönen Behälter im Regal aufbewahren würde, um sie nie zu vergessen.
Doch auch nach dem schweren Abschied am Sonntag bleibt der Kontakt durch soziale Medien bestehen. So muss ich nicht an alten Erinnerungen festhalten, sondern kann neue Erlebnisse entstehen lassen.
Es ist unglaublich, wie viel sich die eigene Welt in nur fünf Tagen ändern kann. Auf der young leaders Akademie habe ich Jugendliche kennengelernt, die auf der gleichen Wellenlänge liegen wie ich. Die sich für ihre Zukunft interessieren und für welche die Schule nicht ein Ort des Müssens, sondern des Könnens ist. Sie haben viel zu tun und manchmal droht der Berg der Aufgaben, sie zu verschlingen. Aber sie erkennen dennoch den Wert, den sie dadurch erzielen, dass sie dies nicht zulassen. Ebenfalls habe ich junge Menschen kennengelernt, die viel weiter sind als ich. Welche, die sich schon jetzt für die Zukunft uns aller interessieren. Die Akademie war eine überaus inspirierende Erfahrung, weil ich mit jedem Wort und jeder Idee der Anderen ein Stückchen mehr gewachsen bin. Mit meinen eigenen Worten und Ideen habe ich vor, diese Größe zu erhalten und sie zu festigen. Und wer weiß? Vielleicht werde ich eines Tages diese andere Welle erreichen. Die derer, die sich für unsere gemeinsame Zukunft interessieren.
Zudem ist das Konzept, das ich bei der Akademie erleben konnte, einfach ausgezeichnet. Uns wurde das Gefühl vermittelt, dass man uns richtig zuhört und wirklich wahrnimmt. Wir hatten nicht nur die Gelegenheit, Fragen zu stellen, sondern wurden eher aufgefordert, unsere Meinung zu sagen, die ganz großen Fragen also selber zu beantworten. Obwohl wir uns allen, insbesondere den Erwachsenen, mit Respekt begegneten, bestand keine eiserne Hierarchie, welche die jungen Köpfe auf ihrem Weg nach ganz oben abbremsen würde. Ich würde mir wünschen, dass diese Struktur öfter Halt in unserem Alltag findet, sei es in der Politik oder in den Schulbänken. Bis dies geschieht, bleibt einem aber dennoch etwas: sich für die nächste Veranstaltung der young leaders GmbH zu bewerben!